Hepatitis C

Wann testen?

Folgende Personengruppen haben ein erhöhtes Risiko für eine Hepatitis-C-Infektion:

Menschen mit intravenösem Drogenkonsum: Personen, die Drogen konsumieren oder in der Vergangenheit konsumiert haben, die intravenös oder durch die Nase eingenommen werden, sind besonders betroffen. Diese Personengruppe macht 60% der Betroffenen aus. Viele haben sich in den 80er- und frühen 90er-Jahren angesteckt, bevor Schadensminderungsmassnahmen im Drogenbereich eingeführt wurden. Ein einmaliger risikovoller Konsum reicht für eine Ansteckung.

Geburtenjahrgänge 1950 bis 1985: Das Hepatitis-C-Virus konnte erst 1988 nachgewiesen werden. Vorher sprach man von Non-A/Non-B-Hepatitis, also von Hepatitis, die weder durch Hepatitis-A- noch durch Hepatitis-B-Viren ausgelöst wurde. Eine Transfusion von Blutprodukten vor den frühen 1990er-Jahren, aber auch Tätowierungen und Piercings unter unzureichenden sterilen Bedingungen, sind Risikofaktoren für eine Infektion. Personen, die zwischen 1950 und 1985 geboren sind, sind überdurchschnittlich oft von einer Hepatitis C betroffen, wie Auswertungen der Diagnosen zeigen.

Menschen mit HIV: Wegen der ähnlichen Übertragungswege sind etwa ein Drittel der Menschen mit HIV mit Hepatitis C koinfiziert. Personen mit HIV, die an einem der HIV-Kohortenzentren behandelt werden, werden routinemässig auf HCV getestet.

Männer, die Sex mit Männern haben (MSM): Bei den frisch Infizierten machen HIV-positive MSM die grösste Gruppe aus. So verzeichnet die HIV-Kohorte einen 18-fachen Anstieg der akuten HCV-Diagnosen in dieser Gruppe. Wahrscheinlich erfolgt in dieser Gruppe die Ansteckung sexuell. Bei HIV-negativen MSM war in der Schweiz bislang kein Anstieg von Hepatitis-C-Ansteckungen zu verzeichnen.

Personen aus hochendemischen Ländern: Menschen aus Herkunftsländern mit erhöhter HCV-Prävalenz zählen ebenfalls zu den Risikogruppen. Das sind neben Zentral- und Ostasien sowie Nordafrika auch osteuropäische Länder oder auch Portugal oder Italien. So sind beispielsweise Erstgenerations-Migranten aus Italien, die über 60 Jahre alt sind, überdurchschnittlich oft von Hepatitis C betroffen.

Personen mit Tattoos oder Piercings, die nicht steril angebracht wurden: Tattoos, Piercings, aber auch Maniküre und Pediküre, bieten potentiell ein Übertragungsrisiko von Hepatitis-Viren, sofern nicht Einwegnadeln verwendet respektive die Instrumente nicht genügend sterilisiert werden.

Empfängerinnen von Blutprodukten in der Schweiz vor 1992: Erst seit Beginn der 1990er Jahre konnte das Hepatitis-C-Virus im Blut nachgewiesen werden. Daher ist es auch in der Schweiz vor den frühen 90er Jahren zu Übertragungen durch Blutprodukte (Transfusion von Blut, Blutserum oder -plasma) gekommen. Seit Anfang der 1990er Jahre werden sämtliche Blutprodukte in der Schweiz auf Hepatitis C getestet. Blutprodukte sind seither sicher und Übertragungen auf diesem Weg sind keine mehr erfolgt.

Patienten mit medizinischen Eingriffen in Ländern mit eingeschränkter Hygiene

Weiter sollten folgenden Personen ein Antikörpertest angeboten werden:

  • Patienten mit erhöhten Transaminasen
  • Schwangeren Frauen
  • (ehemaligen) Gefängnisinsassen
  • Personen mit folgenden Symptomen, deren Ursache unklar ist:
    • starke Müdigkeit
    • Konzentrationsstörungen
    • Schmerzen oder Druck im Oberbauch
    • Depressionen
    • Glieder- oder Gelenkschmerzen
Bild 1: Personen, die zwischen 1950 und 1985 geboren sind, sind überdurchschnittlich oft von einer Hepatitis C betroffen (Quelle: Richard J-L., 2018).

Tests und Diagnose

Bei einem Verdacht auf eine HCV-Infektion wird zuerst ein Antikörpersuchtest im Blut durchgeführt. Die Antikörper sind ungefähr sechs bis neun Wochen nach einer Infektion detektierbar. Es sind Schnelltests verfügbar, die mit Serum, Plasma oder Blut aus der Fingerkuppe oder Speichel das Vorliegen von HCV-Antikörper bestimmen können. Ist der Test negativ, liegt in der Regel keine HCV-Infektion vor. Bei Verdacht auf eine kurz zurückliegende Infektion oder bei immunsupprimierten Patienten ist jedoch ein PCR-Test angezeigt.

Fällt das Ergebnis des Antikörpertests positiv aus, folgt ein PCR-Test. Dieser zeigt, ob es sich um eine ausgeheilte oder eine aktive Hepatitis C handelt. Bei negativem PCR-Testergebnis handelt es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um eine frühere, ausgeheilte oder behandelte Infektion. Bei Vorliegen eines positiven PCR-Tests liegt eine aktive Hepatitis-C-Infektion vor. Danach folgen weitere Untersuchungen, insbesondere die Bestimmung des Fibrosestadiums der Leber. Hilfreich dafür ist der sogenannte Apri-Score, s. oben. Mit diesem Score aus Transaminasen und Thrombozytenwerten wird abgeschätzt, ob eine Elastografie der Leber durchgeführt werden muss oder nicht.

Eine akute Infektion heilt in 20 Prozent der Fälle spontan aus. Erfolgt die Ausheilung nicht innerhalb von sechs Monaten, ist die Infektion als chronisch zu qualifizieren.

Gemäss den heutigen Guidelines sollte jede chronische Hepatitis C behandelt werden (ausser der Lebenserwartung beträgt unabhängig von Hepatitis C weniger als 12 Monate). Durch eine frühzeitige Behandlung können die Folgeerkrankungen in- und ausserhalb der Leber verhindert werden. Zudem verschwinden bei den meisten Behandelten die häufig vorliegenden, die Lebensqualität einschränkenden, unspezifischen Symptome wie Fatigue, Gelenkschmerzen, rechtseitige Oberbauschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten.

Bei Vorliegen einer HCV-Infektion kann der Patient für die weitere Behandlung an einen Spezialisten überwiesen werden (einen Hepatologen, Gastroenterologen, Infektiologen oder – bei Vorliegen einer Suchterkrankung – an einen auf Hepatitis C spezialisierten Suchtmediziner). Patientinnen und Patienten ohne schweren Leberschaden können auch direkt in der Hausarztpraxis behandelt werden. Das Projekt HepCare bietet dazu Informationen an und vermittelt falls gewünscht auch Spezialisten für die Begleitung einer Behandlung: www.hepcare.ch.

Bild 2: Krankheitsverlauf Hepatitis C

Behandeln

Das Ziel der Behandlung ist die Heilung. Damit sollen Folgeerkrankungen, insbesondere HCV-assoziierte Lebererkrankungen und schwere extrahepatische Manifestationen, sowie einschränkende Symptome verhindert werden. Seit Anfang 2022 können alle Ärztinnen und Ärzte die Hepatitis-C-Therapien verschreiben. Besteht Verdacht auf einen Leberschaden, sollten die Patienten jedoch an eine Spezialistin oder einen Spezialisten (Hepatologie/Gastroenterologie, Infektiologie oder Suchtmedizin mit Erfahrung in der Behandlung von Hepatitis C) überwiesen werden. Das Projekt HepCare unterstützt zudem bei der Behandlung direkt in der Hausarztpraxis und vermittelt Spezialisten, die Grundversorgende begleiten. Die Hepatitis-C-Therapie dauert 8 – 12 Wochen. Die Kosten belaufen sich auf rund 30’000 Franken und werden von der Grundversicherung übernommen.

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Studien und Artikel